Aus der Festschrift zur 550-Jahrfeier von Dr. Anton Baumer

Die frühen Jahre (seit 1442)
Die alten Schützenvereine in Bayern, welche auf eine mehr als 5oojährigeTradition zurückblicken können, sind meist aus den Bürgerwehren, den
Sebastiani-Bruderschaften oder den Schützengilden hervorgegangen. Die Vereinigungen übten sich regelmäßig im Gebrauch der Armbrust, um für den Verteidigungsfall gerüstet zu sein und einen Angriff auf ihren Ort erfolgreich abwehren zu können. Auch zu Polizeizwecken fanden die Schützen Verwendung. Sie wurden deshalb vom Magistrat ihrer Stadt und dem jeweiligen Landesherrn finanziell unterstützt, um ihrer Aufgabe gerecht werden zu können. Den ersten Hinweis auf das Bestehen einer solchen wehrhaften Bürgervereinigung in Viechtach gibt uns ein altes Ratsbuch der oberpfälzischen Stadt Amberg, in dem vermerkt wurde, daß 1442 sechs Schützen als Abrichter nach Viechtach entsandt wurden, um die dortigen Mitglieder der Schützengilde im Armbrustschießen zu unterweisen. Daß die Viechtacher Bürger gelehrige Schüler waren, geht daraus hervor, daß 1467 im Schützenregister vom großen Münchner Armbrustschießen sechs Viechtacher als Teilnehmer aufgeführt sind. Obwohl im 15. Jahrhundert die Handbüchse" die herkömmliche Armbrust als Waffe zu verdrängen begann, blieben ihr die Viechtacher Schützen treu. Bei dem 1524 zu Straubing in Anwesenheit des Herzogs Ludwig abgehaltenen Preisschießen, das als Stahl- und Armbrustschießen" ausgetragen wurde, waren fünf Schützen aus
Viechtach als Teilnehmer eingetragen.
Herzog Wilhelm der Fromme wie auch sein Sohn Max 1. unterstützten das Schützenwesen kräftig, da die Tätigkeit der Schützenvereinigungen ihren eigenen Bestrebungen zur Wehrhaftmachung des Volkes sehr entgegenkamen. So wurde ab 1598 den Viechtacher Schützen jährlich ein fester Betrag für "Schützenvortl" zugebilligt.
Während des 3ojährigen Krieges erlebte das blühende Viechtacher Schützenwesen seinen ersten Niedergang: aus einem 1669 von dem damaligen Pfleger zu Viechtach an die Regierung erstatteten Bericht heißt es, daß das Zielschießen, welches früher von 10 bis 12 Schützen regelmäßig unterhalten wurde, sehr in Abgang geraten sei. Als Grund hierfür wurden die schlechte Vermögenslage des Marktes, die eine finanzielle Förderung nicht mehr zuließ, und die hohen Kosten für Pulver und Blei angeführt. Die Regierung wird um Vorschuß gebeten, bis die Viechtacher wieder durch ihren Gewinnanteil an dem Weißbierverschleiß selbst zur Zahlung fähig sind. Dieser Bericht kann als Beweis dafür angesehen werden, daß sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auch dieViechtacher Schützen von der Armbrust getrennt und der Kugelbüchse zugewandt haben.
1698 wurden uns als Schützenmeister und Vorsteher der Viechtacher Sebastiani-Bruderschaft Johann Lorenz Friedrich, Kurfürstl. Gerichtsprokurator und Wilhelm Marasch, Lederer in Viechtach benannt. Marasch hatte Behausung und Werkstätte in Kandlbach, wahrscheinlich besaß er damals die Kilger`sche Gerberei. Im Laufe der Jahre schienen Magistrat und Landesherren ihr Interesse am Schützenwesen verloren zu haben, denn sie blieben mit ihren finanziellen Zuwendungen immer mehr im Rückstand. Sowohl 1717 als auch 1738 mußten die Viechtacher Schützen um die für ihre Zwecke genehmigten Mittel nachsuchen. Durch die Ausgaben für die Bestreitung der Gottesdienste und Jahresmessen sowohl, als auch für die Beleuchtung bei Prozessionen, so schreibt der Gesuchsteller, sei die Schützengilde" in sehr schlechte finanzielle Verhältnisse geraten.
Bereits im Jahre 1749, als die Schützen wieder einmal um die Gewährung der 7 fl (Florin = Gulden) für Hosen- oder Schützenvortl*) nachsuchten, führten sie den Namen Privilegierte Schützengesellschaft Viechtach". Um ihrem Gesuche Nachdruck zu verleihen, führten die Schützen die Verdienste der Viechtacher Schützenkompanie im Österreichischen Erbfolgekrieg an, wo sie die Waldgegend erfolgreich gegen die eindringenden Feinde verteidigt hätten, der hiesige Markt dann aber bei der Besetzung durch die Österreicher viel Ungemach zu erdulden gehabt habe. Die Schützen wären zur Herausgabe ihrer Kugelgewehre gezwungen worden, deren Neuanschaffung nun unumgänglich würde, da die jungen Bürger im Scheibenschießen abzurichten seien.
Nach einem Kurfürstlichen Befehl vom 26. Februar 1751, ergangen an die Regierung von Straubing, wurden den Viechtachern neuerdings ihre 7
fl für Schützenvortl wieder zugesichert mit dem Hinweis, daß die Schützengesellschaft Viechtach sich bei der Verteidigung der Stadt
Straubing 1742 habe gut gebrauchen lassen. An die Gewährung waren folgende Bedingungen geknüpft: die Viechtacher Bürger und ihre Söhne sollten an
Sonn- und Feiertagen nachmittags fleißig die Schießstätte frequentieren, jedoch künftig das Schießen und Blenkeln" zu heiligen Zeiten
(Gottesdienst) gänzlich unterlassen.
Die Viechtacher Schützenkompanie besaß damals zwei Kugelstätten, eine am Blaz" (Marktplatz) und die andere jenseits des Regenflusses. 1767 führt die Schützengilde Klage darüber, daß im Pfleggarten des Bierbräuer Anton Greiner und bei anderen Gaststätten Viechtachs Kegelbahnen aufgebaut worden seien, die besonders an Sonntagen von Handwerks- und Bauernburschen gut besucht würden und ihren beiden
Kugelständen scharfe Konkurrenz seien. Die Schützen baten den Magistrat, die unberechtigten Stätten bei Strafe zu verbieten. In ihrem Gesuche nahmen die Viechtacher Schützen Bezug auf das Generalmandat vom 13. Februar 1767, wonach nur auf berechtigten Kugelstätten das Auskegeln von Schafen, Widdern, Geißböcken, Tüchern und dergl.stattfinden darf. Die Tatsache, daß die Pfleggartenkegelbahn auch noch von einer ledigen Weibsperson" gepachtet sei, führten sie als weiteres Negativum an. Ob die Schützen mit ihren Gesuch bei den maßgeblichen Herren auf offene Ohren stießen, ist nicht überliefert. Jedenfalls scheint der Schießsport damals fast zum Erliegen gekommen zu sein. Vielleicht aber fehlen auch nur Aufzeichnungen über Schützenaktivitäten in den Jahren 1786 bis 1826. In diese Jahre fällt nämlich der größte Brand in der Ortsgeschichte Viechtachs, bei dem viele Gebäude zerstört und wertvolle
Unterlagen vernichtet wurden. Eines aber steht fest, die Fahne des privilegierten Schützenvereins blieberhalten und wurde bei der Wiedergründung im Jahre 1826 als Erbstückder vordem bestehenden Schützengesellschaft Viechtach übernommen.
Die Wiedergründung des priv. Schützenvereins Viechtach wurde am 25. September 1826 in einer vom Rechtspraktikanten Kammermeier einberufenen
Versammlung im Gasthaus der Brauereiwitwe Maria Kasparbauer (heute Hotel Schmaus) beschlossen.
Das Gründungsprotokoll besagt im Wesentlichen folgendes:
- Der Verein hält sich an die Regeln der Bayerischen Schützenordnung von 1796.
- Es wird das Schießwesen gepflegt und junge Schützen ausgebildet.
- In gefährlichen Zeiten dient der Verein dem Schutze des Marktes.
- Mitglied kann jeder volljährige, unbescholtene Mann, insbesondere jeder Bürger werden.
- Die Vorstandschaft besteht aus dem Ober- und Unterschützenmeister. Als Oberaufsicht fungiert ein von der Lokalpolizeibehörde bestellter Schützenkommissär. Die Wahl erfolgt für 1 Jahr.
Aus den Vorstandswahlen gingen Herr Rechtspraktikant Kammermeier als Ober- und Herr Rentamtsaktuar Samson als Unterschützenmeister
hervor.
Bereits am 20. Oktober veranstaltete der neugegründete Verein (10 Mitglieder) das erste Scheibenschießen, welches durch freiwillige Beiträge der Herren Pfarrer Roth, des Advokaten Schießl und des Herrn Schützenkommissär Bürgermeister Baumhölzl finanziert wurde. Das Schießen fand auf der märktischen Schießstätte ü:ber dem Regen gegenüber dem sog. Rankelkeller) statt, welche von nun an dem Schützenverein zur ausschließlichen Benützung überlassen wurde.
Am 27. Januar 1827 wurden die Honoratioren der Stadt, die gesamte Bürgerschaft und die Vereinsmitglieder zum ersten Schützenball geladen.
Der neugegründete Verein konnte sich gar bald die Sympathien der hiesigen Bürgerschaft erwerben, was durch die Neuaufnahme von 12 Mitgliedern im Jahre 1827 bewiesen ist.
Verstarb ein Vereinsmitglied, so wurde am Abend des Beerdigungstages 8 Uhr) am Grabe des Verlebten eine Trauerfeier mit Fackelbeleuchtung veranstaltet, bei der sämtliche Mitglieder und der Schützenkommissär anwesend waren. Blieb ein Schütze einer Veranstaltung unentschuldigt fern, so hatte er eine Geldstrafe an die Vereinskasse zu entrichten. Im Jahre 1828 machten es unsichere Zustände notwendig, daß allnächtlich einige Schützen unter dem Kommando eines Wachinspektors ein Magistratsrat) die Bewachung des Marktes übernehmen mußten. Es wurde eine Losung und eine Losungsantwort herausgegeben, die nur den Beteiligten bekannt waren. Am 18. Oktober 1828 wurden diese Wachen wieder eingestellt, da laut Schreiben des Magistrats an den Schützenverein die Gründe, weswegen sie angeordnet worden waren, weggefallen seien. Im Namen der Bürgerschaft wurde dem Verein für die mit Eifer durchgeführten Bemühungen gedankt.
Ein reges Vereinsleben entfaltete sich 1832. Zunächst verlegte man die Vereinsherberge vom Obermeier (Schmaus) zum Jägerwirt, einem Gasthaus, das dem Vereinsmitglied Advokat Schießl gehörte. Hier fanden im Januar und Februar vier Gesellschafts-Bolzschießen statt. In der Generalversammlung am 1. Februar gab es einen Wechsel im Oberschützenmeisteramt. An die Stelle des Rechtspraktikanten Kammermeier trat Dr. Christian Schießl, Landgerichtsarzt. Im März gab es zur Namenstagsfeier des Herbergsvaters Advokat Schießl ein festliches Bolzschießen auf "den Laufenden Hirsch", einer beweglichen Zielscheibe. Anläßlich des Mai- und Sittenfestes am 1. Mai 1832 fand ein Feuerschießen mit Büchs und Stutzen" statt, welches auf der Bodenwiese am Fuße des Alterberges uur Austragung kam. Anschließend wurde zum Schützenball gebeten.
Das Geburtstags- und Namenstagsfest des Erlauchten Landesherren wurde von den Schützen am 24. August gebührend begangen. Bei festlicher Beleuchtung fand abends auf dem Marktplatz eine "Paraderiusik" statt. Am nächsten Morgen standen die Schützen bei einem  feierlichen Gottesdienst unter Gewehr. Hernach wurde mit Musik auf die Schießstätte gezogen, wo ein Pestschießen begann. Unter zahlreicher
Beteiligung der Bürgerschaft gab es dann am Abend noch einen Festakt im Herbergslokal.
Im folgenden Jahr ließen sich die Schützen zur Feier des gleichen Festes etwas besonderes einfallen. Sie fanden sich abends auf der Holzlände am
Regen ein, um mit Flint und Pulver an einer Wasserfahrt teilzunehmen, deren Ziel der Aubauerplatz" war, woselbst türkische Musik stattfand
und Leuchtkugeln geschossen wurden.
1834 beschloß die Generalversammlung, daß der priv. Schützenverein einen ganzen Monatsbeitrag sämtlicher Schützen dem neu zu errichtenden
Lokal-Armenfonds jährlich übermachen sollte. Bis zur Suspension des Vereins 1850, also volle 16 Jahre, wurde dieser Betrag dem Armenpflegschaftsrat übermittelt.
Am letzten Tag des Jahres 1834 verschied Oberschützenmeister Dr. Christian Schießl, was für den Verein einen herben Verlust bedeutete. Die
Schützen ließen von dem Maler Josef Ritter von Cammerloher ein Bild von dem Leichenzuge des Verstorbenen anfertigen. Es hing lange im
Vereinslokal. Sein Verbleib ist unbekannt. An Stelle des Verstorbenen wurde Dr. Gareis, Rechtspraktikant, zum Oberschützenmeister gewählt.
Unterschützenmeister wurde Tobias Seiderer, Zeugweber.
Ende des Jahres 1836 wurde Gareis zum Appelationsaccessisten befördert und versetzt. Seine Nachfolge als Oberschützenmeister trat 1837
Josef Perchtold, Magistratsrat, an.
1839 wurde Landgerichtsassessor Kammermeier, der Gründungsvorstand, wieder Oberschützenmeister und sein damaliger Vertreter Öttl
wieder Unterschützenmeister. Erstmals wird über die Wahl eines Kassiers berichtet: kgl. Advokat Schießl.
Daß unter den Schützen frischer Humor herrschte, darüber legt ein Entschuldigungsschreiben in poetischer Form, 1840 verfaßt von Michl Aichinger Zeugnis ab:
Meine lieben Herren Schützen!

Dös soll wahrli kein verdrief?en,
wenn ich heut net komm zum Schief~en;
Ich komm erst von Kollmet (Kollnburg) her
nach der Läng und nach der Quer,
halbwegs gestolpert, a paar mal gfalln,
s Kanapee kriegt mi jetzt vor All m.
Seid s gütig, lacht mi koaner aus,
mei Frau sagt: langst scho, bleib nur z haus ~
Recht hat s, i glaub s ja selber scho,
da,« ich heut nimmer halten ko;
Und das ist weiters kein Malheur,

Schießt s brav Kranzln, zwei, drei, vier,
mir schickts nur a Maßl Bier
und so oft als heut der Böller kracht,
wünsch i Euch a guate Nacht.

1841 beschloß der Schützenverein die Anschaffung einer Communibüchse",  die beim Eisenhändler Niedermayer in Straubing bestellt wurde.
An den Magistrat erging ein Ersuchen um Ausdehnung der Polizeistunde", da bis 11 Uhr nicht alle Mitglieder abgeschossen hätten. Dem
Ansinnen wurde entsprochen.
Am 8. August 1842 veranstaltete der Viechtacher Schützenverein ein Waldfest auf dem Hirschenstein und mit dem Landwehrkommando
zusammen am 25. August einen Ausflug nach Kollnburg.
In den folgenden Jahren wechselten die Schützenmeister häufig. Es wurden die üblichen Schützenjahrtage und Vereinsschießen abgehalten,
bis die Reise Seiner Majestät des Königs Max II. in den Bayerischen Wald in den Schützenalltag Abwechslung brachte. An den in Regen stattfinenden
Empfangsfeierlichkeiten waren auch die Viechtacher Schützen beteiligt.
Das Jahr 1850 ist als ein für den Viechtacher Schützenverein unglückliches zu verzeichnen, sah sich doch der Verein gezwungen, seine
Suspension zu erklären. Innere Zwistigkeiten hatten schon über längere Zeit das einträchtige Zusammenwirken gestört und die Schützenmeister
veranlaßt, ihren Rücktritt zu erklären. Niemand war bereit, die Ämter zu übernehmen, da diese nur Verdrießlichkeiten im Gefolge hätten. Es wurde
deshalb in einer Versammlung am 1. Juni 1850 der einstimmige Beschluß gefaßt, daß der bisherige Schützenverein sistiert und als beruhend
erachtet werden und bleiben soll und jedes Mitglied von dem ihm obgelegenen Verpflichtungen losgesagt und entbunden sei." Die dem Verein
gehörigen Mobilien wurden dem Herbergsvater Hafenbrädl zur Aufbewahrung übergeben.
Reaktivierung                        
Der am 5. Juni 1850 in freiwillige ruhende Aktivität getretene Schützenverein Viechtach wurde am 2. Februar 1852 wieder aktiviert. Die Reaktivierung nahmen folgende per Rundschreiben eingeladene Mitglieder vor:
Kaspar Klein
Johann Baptist Öttl
Anton Entl
Georg Murr
Sebastian Oesterer
Klement Kuchlbauer
Josef Trum
Michl Aichinger
Josef Maier
Wolfgang Lettl
Klingseisen
Jakob Schub.
Das Gründungsprotokoll, das den Einsichtvermerk des Landgerichtes Viechtach trägt, hat diesen Wortlaut:
Die bisher bestandenen Vereinsstatuten werden heute außer Kraft und
Geltung erklärt und der sich heute zu reaktivierende Schützenverein
beschließt unter der Voraussetzung hoher distriktpolizeilicher Genehmigung nachstehende Vereinssatzungen:
Artikel 1: Der Schützenverein Viechtach ist ein
nichtpolitischer Verein;
seine Tendenz ist keine andere, als im Sinne der landesherrlichen
Schützenordnung vom 21. Juli 1796 sich zu einer edlen Belustigung im
Schießen zu üben, so daß die Mitglieder sich auch im nötigen Falle zu eigener,
sowie des Vaterlandes Verteidigung fähig machen können.
Artikel II: In Ansicht dieser schönen und nützlichen Absicht soll also bei
der Aufnahme neuer Mitglieder insbesondere darauf gesehen werden, daß
diese schon wirkliche Schützen seyen oder sich anheischig machen, daß
sie sich zu wirklichen Schützen nach Möglichkeit heranbilden wollen.
Artikel III: Dieser reaktivierende Verein hat kein beständiges Versammlungslokal, sondern kann sich so oft und wann er will von einem
Gast hause dahier in ein anderes bewegen. -Eine solche Dislokation wird
durch absolute Stimmenmehrheit beschlossen. - Der Verein versammelt
sich an jedem Samstage in jeder Woche in dem bestimmten Lokale. Außerordentliche Versammlungen werden voraus bekannt gemacht.
Artikel IV: Kein Mitglied ist verbunden, an allen diesen Versammlungen
teilzunehmen; es soll aber jedes Mitglied trachten, und sich bestreben, so
oft als möglich zu erscheinen und dadurch den Zweck des Vereins fördern
zu helfen; der Zweck solcher Zusammenkunft soll vor allem sein, Schieß-
übungen und Belehrung angehender Schützen. Es sollen aber gesellige
Unterhaltungen und erlaubte Spiele nicht ausgeschlossen sein.
Artikel V: In allen Versammlungen wird eine Tafel, welche die Namen der
Vereinsmitglieder enthält, aufgehangen.
Artikel VI: Zur Bestreitung der Ausgaben d.h. zum Anschaffen
und unterhalten der nötigen Schießrequisiten erlegt ein jedes Mitglied
fl 30 Kr. Aufnahmegebühr und entrichtet, so es dem Verein einverleibt ist, alle
Monat fl 6 Kr. als ordentlichen Kassabeitrag. Diese Kassabeiträge, sowie
andersweitige zufällige Einnahmen werden durch einen erwählten
Vereinskassier erhoben, verwahrt, nach Nothdurft" verwendet und
verrechnet.
Artikel VII: Will ein Mitglied über kurz oder lang wieder aus diesem
Verein entlassen sein, soll es hievon nicht behindert werden. Es muß aber
der Austritt schriftlich an die Vorstandschaft geschehen und müssen etwa
im Rückstande befindliche Kassabeiträge vor der Austrittserklärung
abgeführt werden.
Artikel VIII: Wenn ein Vereinsmitglied sich am Schlusse des Jahres mitKassabeiträgen im Rückstande befindet, und dies nach Mahnung in 14
Tagen nicht abgeführt hat, so wird ein solches nicht mehr weitershin als
Mitglied angesehen.
Artikel IX: Die Erfahrung hat gelehrt, daß in Versammlungen auch öfters
kleine Uneinigkeiten vorkommen. Diesem von Vorneherein möglichst zu
begegnen, wird auf den ~13 der Landesherrlichen Schützenordnung
ausdrücklichst zur Darnachachtung hingewiesen, und jedes Vereinsmitglied verpflichtet sich, diesen ~ genau beachten zu wollen.
Artikel X: Die sämtlichen Mitglieder, welche in dem
sich heute reaktivierenden Schützenverein verbleiben, beschäftigen
alsobald die Wahl einer
Vorstandschaft.
Artikel XI: Zur Vorstandschaft dieses Vereins wählen die Mitglieder durch
verschlossene Stimmzettel einen Ober- und Unterschützenmeister. Die
Gewählten funktionieren ein Jahr und zwar unentgeltlich. -Nach Ablauf
eines Jahres wird zur Neuwahl geschritten; es können aber auch die A btretenden wiedergewählt werden.
Artikel XII: Jene Mitglieder, welchen eine Schützenmeisterstelle durch
Stimmenmehrheit zugeteilt wird, können solche Wahl das erste Mal nicht
ablehnen und müssen sich für die Dauer eines Jahres dieser Funktion
unterziehen. Bei einer wiederholten Wahl hat sich der Erwählte sogleich
zu erklären. Nach zweijähriger Befreiung von einer Charge, kann eine
Wiederwahl nicht abgelehnt werden.
Artikel XIII: Die beiden Schützenmeister besorgen alle Angelegenheiten
des Vereins gemeinschaftlich, ihnen obliegt besonders die Verwaltung des
Vereinsvennögens, die Aufrechterhaltung guter Ordnung in allen
Versammlungen nach der Schützenordnung und den bestehenden Gesetzen; sie bestimmen die Versammlungen und ordnen überhaupts alle
Vorkommnisse. Sie können auch den Beirat der sämtlichen Mitglieder
verlangen und in besonderen Fällen abstimmen lassen. In solchen Fällen
entscheidet dann absolute Stimmenmehrheit der wirklichen Mitglieder.
Der IIte Schützenmeister legt am Schlusse des Vereinsjahres Rechnung.
Artikel XIV: Die Aufnahme von weiteren neuen Vereinsmitgliedern
geschieht durch Palotage und zwar durch sieben Mitglieder mittels
schwarzen und weißen Kugeln.
Artikel XV: In gleicher Weise können auch Ehrenmitglieder, welche des
Schießens gänzlich unkundig sind, aufgenommen werden. Sie bezahlen
die gleichen Beiträge und sind stimm berechtigt wie die aktiven Mitglieder.
Artikel XVI: Sollte dieser Verein über kurz oder lang einmal in den Fall
geraten, sich auflösen zu müssen, so haben dann die dort noch aktiven
wirklichen Vereinsmitglieder über das Vereinsvermö gen zu verfügen.
Schlußbemerkung:
Die vorstehenden Vereinssatzungen werden jedem eintretenden Mitgliede zur Einsicht vorgelegt und werden von demselben zur Bestätigung
des Darnachachtenwollens unterschrieben.
Die Mitglieder Kaspar Klein und Jakob Schub wurden zu Ober- und Unterschützenmeistern gewählt. Der Schießbetrieb lief wie in den Vorjahren wieder mit voller Aktivität, wenn auch mit rasch wechselnder Vorstandschaft.
Im Februar des Jahres 1856 kam es in Viechtach zur Gründung einer zweiten Schützenvereinigung, dem Jungschützenverein Viechtach. In der
Mitgliederliste finden sich viele Namen früherer privilegierter Schützen wieder, was zu der Annahme Anlaß gibt, daß Generationskonflikte die
Ursache für diese Spaltung waren. Die Satzung entsprach wörtlich der des Privilegierten Schützenvereins. Das Gründungsprotokoll war von 16
Mitgliedern unterzeichnet.
Der Privilegierte Schützenverein nannte sich ab diesem Zeitpunkt oft die Altschützen". Beide Vereine betrieben nebeneinander später immer
öfter miteinander ihre Schießaktivitäten wie Übungsschießen, Festschießen und Teilnahme an außerörtlichen Schießveranstaltungen, wie
z.B. beim 1. Deutschen Bundesschießen in Frankfurt a. M. im August 1862, wo der Oberschützenmeister der Altschützen Josef Mayer einen Preisbecher mit nachhause nehmen konnte, dessen Wert auf 30 Gulden beziffert wird.
Im April 1863 suchte der Kgl. priv. Schützenverein Viechtach um die distriktspolizeiliche Bewilligung zur Errichtung einer Schießstätte nach,
die bei dem sog. Kollerbräukeller (Neue Post Keller an der Straße zum Antoni) in der Richtung gegen den oberen Gartenacker des Wagners
Xaver Hundshammer erstehen sollte. Gegen den Plan wurden keine Bedenken erhoben und am 12. Oktober 1863 bereits fand auf dem neuen
Schießplatz zur Feier des Königs Max von Bayern ein Festschießen statt, an dem auch der Jungschützenverein beteiligt war.
In den ersten Jahren des 70. Jahrzehnts verlegte man während der Wintermonate den Schießbetrieb von den offenen Kugelstätten ins
Herbergslokal. Hier bedienten sich die Schützen einer neuen Waffe, des Zimmerstutzens. Es wurde eine Unterabteilung des Kgl. priv. Schützen-
vereins ins Leben gerufen, die sich Zimmerstutzen-Schützen-Gesellschaft" nannte.
Eine Aufnahmeurkunde aus dem Jahre 1871 ist noch vorhanden.


Mit der Übernahme der Schützenmeisterämter durch die Herren Xaver Baumer, Bader als 1. und Bürgermeister Schmid als 2. nahm im Jahre 1875
die Tätigkeit des Schützenvereins regen Aufschwung. Die polizeiliche Erlaubnis zur Errichtung einer Schießstätte auf der großen Regeninsel
wurde unter der Bedingung erteilt, daß über den rechten Arm des Regenflusses ein Steg zu erbauen sei.
Am 25. Oktober 1875 wurde erstmals ein Strohschießen abgehalten, bei dem die zu gewinnenden Gegenstände in Stroh verpackt wurden, also
vollkommen unkenntlich waren und von den Gewinnern in der Reihenfolge ihres Abschneidens frei gewählt werden konnten. Welche Gegenstände in
Stroh verpackt damals gestiftet wurden aufzuzählen, mag ganz interessant sein: Ein Halbeglas, eine Blumenvase, ein steinerner Bierkrug,
ein Paar Hosenträger, ein Messer, ein Tintengefäß, ein Uhrenständer, eine Flasche Bocksbeutel, eine Flasche Rotwein und eine Schachtel Cigarren
mit Streichhölzern.
Anläßlich des 700jährigen Regierungsjubiläums der Wittelsbacher veranstalteten die Viechtacher Schützen am 26. und 27. Juni 1880 ein Festschießen und einen Festzug um ihre besondere Verbundenheit mit dem Hause Wittelsbach zu bekunden.
Im November des gleichen Jahres wurden folgende Neuerungen, den Schießbetrieb betreffend, beschlossen:
1. Das Bolzschießen wird abgeschafft, an seiner Stelle das Schießen mit dem Zimmerstutzen eingeführt. Es findet jeden Samstagabend ab 7 Uhr statt.
2. Abgeschafft wird das Vortelschießen. Künftig zahlt jeder Schießteilnehmer 1.20 Mark. Von dem Betrage werden von einem Ausschuß Preise gekauft, von denen an jedem Schießabend einer gewonnen werden kann.
3. Nur bei den Wirten die Vereinsmitglieder sind, werden Schießen abgehalten.
Ein Mitgliederverzeichnis der Viechtacher Schützengesellschaft aus dem Jahre 1884 weist namentlich 46 Mitglieder aus, eine Zahl, die für
damalige Verhältnisse und für einen so kleinen Marktflecken bemerkenswert war und das hohe Ansehen des Vereins und des Schießsports
bei der Bürgerschaft belegt.
In den folgenden Jahren nahmen Alt- und Jungschützen regelmäßig an den gegenseitigen Veranstaltungen teil, man lud sich gegenseitig ein und
respektierte einander. Nur einmal, im Jahre 1881 war es bei einem Feuerschießen der Jungschützen zu einem Zerwürfnis zwischen beiden
Vereinen gekommen so daß seitens der Jungschützen die Forderung nach Ausschluß der Altschützen bei ihren Veranstaltungen laut wurde. Die
Unstimmigkeiten konnten aber auf schriftlichem Wege soweit beigelegt werden, daß das gute gegenseitige Einvernehmen wieder hergestellt war.
Zum ersten Niederbayerischen Schützentag in Plattling am 4. Mai 1890 entsandten Alt- und Jungschützen einen gemeinsamen Vertreter.
Desweiteren beteiligte sich eine gemeinsame Delegation an der Probefahrt auf der neuerbauten Eisenbahnlinie Viechtach-Gotteszell und an deren
Einweihungsfeierlichkeiten.
Die Zimmerstutzenabende wurden ab 1891 in einen sportlichen frühen Abend und einen humorvollen und geselligen Teil zu vorgerückter Stunde
unterteilt, wobei zuerst auf Glück-, Haupt- und Ehrenscheibe, dann aber auf eine Perpendikelscheibe oder auf Schießkegel geschossen wurde. Das
Kartenspielen war während des Schießbetriebes bei Strafe von 10 Pfennigen verboten.
Diese Zimmerstutzenschießabende führten Alt- und Jungschützen in echtem Sportsgeist und herzlicher Kameradschaft gemeinsam durch. Sie
legten den Grundstein für die geplante und vielseitig gewünschte Wiedervereinigung beider Vereine.
In einer großen Generalversammlung im Juni des Jahres 1894, zu der beide Vereine alle ihre Mitglieder einberufen hatten, wurde der
Zusammenschluß zu einem Verein mit der Bezeichnung Königlich privilegierter Schützenverein Viechtach" vollzogen. Ihm gehörten 72 Mitglieder an.
Damit keinem der bisherigen Herbergsväter Schaden erwuchs, wurde an zwei Abenden in der Woche, nämlich am Dienstag und Samstag wechselweise
in den beiden Lokalen geschossen.
Zu Schützenmeistern wurden gewählt: Herr Nepomuk Weiher, Bezirksgeometer, 1. Schützenmeister; Herr Alois Fronhofer, Kaufmann, 2. Schützenmeister. ( beide auf nebenstehendem Foto zu sehen )

Im Mai des Jahres 1895 stellte der Kgl. priv. Schützenverein Viechtach sein Interesse an kulturellen Veranstaltungen mit der Durchführung eines
Conzertes unter Mitwirkung des Gesangs- und Turnvereins" unter Beweis. Das Programm zu dieser Darbietung ist noch vorhanden und hier zu sehen:
Auf einer provisorischen Schießstätte am Fuße des Alterberges, wo heute der Bahndamm die Fläche teilt, fand vom 12. bis 15. Mai 1895 ein
großes Festschießen statt, wobei mit Feuerstutzen an 8 Ständen auf 130 Meter Entfernung geschossen wurde. Das Trefferfeld auf den Scheiben
hatte einen Durchmesser von ca. 30 cm. Teilnehmer aus ganz Niederbayern und der Oberpfalz, von Waldmünchen bis Spiegelau und
Vilsbiburg sind in der Teilnehmerliste verzeichnet. Bedauerlicherweise ereignete sich bei diesem Wettkampf ein Unfall, bei dem der Zieler Karl
Heininger eine Schußverletzung an der rechten Hand und im Gesicht davontrug. Die Kostenrechnung des Viechtacher Krankenhauses für
neun Verpflegungstage a 2.50 Mark, gerichtet an den Kgl. priv. Schützenverein Viechtach befindet sich bei den Akten neben einem
Schreiben des Deutschen Schützenbundes, in dem eine Versicherungszahlung von 2000 Mark an den Geschädigten angekündigt wurde.
Dieser Unfall ließ den Wunsch der Viechtacher Schützen nach einer festen eigenen Schießanlage aus Mauerwerk und einem richtigen Dach
über dem Kopf erneut laut werden. Grundstücksverhandlungen wurden eingeleitet und schließlich stellte der Magistrat auf der zur
Stierhaltung gehörigen Gemeindewiese eine Fläche von 45 Dezimalen gegen Zahlungeines jährlichen Pachtschillings von 10 Mark für die Dauer von 10 Jahren zur Verfügung. Die Baukosten veranschlagte man auf 1996 Mark.
Am 8. Mai 1896 wurde Herr Ferdinand Harasser zum 1. Schützenmeister gewählt, ein Mann, der sich für die Errichtung der neuen Schieß-
stätte unermüdlich einsetzte. Er hatte gegen die Einwendungen der Anlieger anzukämpfen, die die erteilte Genehmigung zum Baubeginn
zweimal zu Fall brachten. Durch die sodann erteilten Auflagen beliefen sich die tatsächlichen Baukosten auf 2693 Mark, also viel höher als
veranschlagt. Der Mehrbetrag wurde durch den Verkauf von Anteilscheinen und durch Darlehen der Schützenbrüder Niedermayer, Schroll und
Harasser aufgebracht.
Mit einem großen Festschießen vom 15. bis 16. August 1897 wurde die neue Schießstätte eröffnet und ein Festabend, an dessen Ausgestaltung der
Gesangsverein maßgeblich beteiligt war, mit fröhlichem Tanz im Saale der Neuen Post beschloß die festlichen Tage.
Nur ein Jahr lang konnte sich 1. Schützenmeister Harasser über die neue Schießstätte, für die er sich sehr eingesetzt hatte, freuen, dann wurde er
von Viechtach wegversetzt. Beamtenschicksal! In einem bewegenden Abschiedsabend ernannte man ihn zum Ehrenschützenmeister des Kgl.
priv. Schützenvereins Viechtach auf Lebenszeit. Zu seinem Nachfolger bestimmte man den geachteten Schützenbruder Schaupp, dem als 2.
Schützenmeister Xaver Baumer beigegeben wurde.

Das neue Jahrhundert                              
Eine Feier der Jahrhundertwende im Schützenkreis hat in Viechtach offensichtlich nicht stattgefunden, zumindest existieren keine
Aufzeichnungen darüber. Erst ein Zeitungsartikel vom 9. August 1903 berichtet wieder über festliche Schützenaktivitäten. Er beschreibt ein Inselfest,
das der Kgl. priv. Schützenverein Viechtach zusammen mit dem örtlichen Turnverein inszeniert hat:
An den beiden letzt verflossenen Tagen fand das längst angekündigte Inselfest dahier statt. Programmgemäß nahm dasselbe am Sonntag
nachmittag 2 Uhr seinen Anfang, indem unter flotten Musikklängen der Festzug, bestehend aus den die Veranstaltung arrangierenden Turnverein
und der Kgl. priv. Schützengesellschaft, dortselbst einmarschierte. Der reizend gelegene Festplatz machte durch weithin sichtbare Flaggenmaste
und Lampions einen sehr hübschen Eindruck und gar bald entwickelte sich ein urgemütlich waldlerisches Leben. Angenehme Abwechslung
brachten die von Mitgliedern des hiesigen und Kötztinger Turnvereins aufgeführten Frei- und Reckübungen. In weiß gehaltene, schöne Kostüme
gekleidet, boten diese kräftigen und elastischen Gestalten einen erfreulichen Anblick. Großen Beifall ernteten insbesonders die abends
bei bengalischer Beleuchtung gestellten Pyramiden. Flott ging der jedesmalige Aufbau vor sich und behend kletterten die einzelnen Turner zu ihren oft
recht hohen Stellungen. Die neukombinierte Stadtkapelle unter Heimerls trefflicher Direktion entledigte sich ihrer Aufgabe in vorzüglicher
Weise und trug nicht unwesentlich zu der allgemein herrschenden Gemütlichkeit unter den Festgästen bei. Nicht unerwähnt soll Herr Gastwirt
Weinfurtner sein, welcher nach Kräften dafür sorgte, die an tausend Personen zählenden Gäste mit Speisen und Trank zufrieden zu stellen;
daß ihm das gelungen ist, dürfte das an diesem Tage zum Ausschank gekommene Quantum, bestehend aus 19 Hektoliter Bier, nebst 1100 Paar
Bratwürsten, Reh- und sonstigen Braten, beweisen.
Gar rührig ging es an den Schießständen zu, wo 40 Schützen um die Festpreise wetteiferten. Erst die einbrechende Dunkelheit setzte dem
edlen Wettstreite ein Ziel.
Leider wurde der zweite Festtag durch mittags eingetretenen Witterungswechsel nahezu vollständig verregnet, sodaß die Preisverteilung an die Schützen im Saale des Schierlitz`schen Gasthauses abgehalten werden mußte.
Die beiden festgebenden Vereine aber können trotzdem mit Befriedigung auf das gelungen arrangierte Fest zurückblicken. Es wäre nur zu begrüßen, wenn die überaus idyllisch gelegene Herreninsel öfter zu solchen Gelegenheiten benützt würde!"
Inselfeste, wie sie hier beschrieben sind, wurden in den folgenden Jahren immer wiederholt und waren sehr beliebt. Regelmäßige Schießabende,
Hochzeits- und Kindstaufschießen fanden statt und der Fasching wurde mit Lumpenkneipe, Strohschießen und Schützenball begangen.
In den Jahren 1905 bis 1910 sind in den Akten zwei Herren Baumer als 1. und 2. Schützenmeister eingetragen, nämlich Xaver Baumer und Franz
Baumer. Beide waren Vettern und von Beruf approbierte Bader in Viechtach. (Der Bader Franz ist allen älteren Viechtachern sicher heute
noch ein Begriff). Zum 90. Geburtstag seiner Kgl. Hoheit des Prinzregenten Luitpold von Bayern fand in Viechtach am 26. März 1911 ein zweitägiges großes
Festschießen statt, bei dem auf der Festscheibe Luitpold 40 Mark als 1.Preis ausgesetzt waren. Insgesamt war das Schießen mit 333 Mark Preisgeldern dotiert.
Während der Kriegsjahre 1914 bis 18 kam der Schießbetrieb in Viechtach zwar nicht ganz zum Erliegen, wurde aber stark reduziert und die Schießabende sehr oft als Wohltätigkeitsveranstaltungen durchgeführt, deren Erlös unbemittelten Familien zugute kam, deren Ernährer im Felde waren oder gefallen sind.
1916 verlor der Kgl. priv. Schützenverein seinen langjährigen 1. Schützenmeister und Ehrenschützenmeister Xaver Baumer, der leider allzu früh verstarb.
Am 30. September 1919, die Kriegs- und Nachkriegswirren waren überstanden, wurde in einer Generalversammlung die volle Wiederaul nahme des Schießbetriebes beschlossen und die Einwohnerwehr, die während des Krieges gebildet worden war, dem Verein eingegliedert und aufgelöst. Franz Baumer wurde zum 1. Schützenmeister gewählt und es fanden kurz hintereinander Hochzeitsschießen für Hans Baumer Sägewerksbesitzer und Müller, Josef Treimer, Baumeister und Josef Baui Sattlermeister statt. 1922 nahm man die Abhaltung der Inselfeste wieder auf. Ein Foto davon ist noch erhalten.
1923 installierte der Deutsche Schützenbund einen Schützengau 77 Viechtach", in dessen Bereich alljährlich Gauschießen abgehaltet
wurden. 1925 wurde der Kgl. priv. Schützenverein Viechtach mit der Ausrichtung betraut. Das Gauschießen fand vom 12. bis 14. Septembe
unter dem Protektorat seiner Kgl. Hoheit des Prinzen Alfons von Bayern statt.
Am 2. November 1925 erfolgte beim hiesigen Amtsgericht die Eintragung des Vereins ins Vereinsregister unter der Bezeichnung Privilegierter Schützenverein Viechtach e.V" Der Verein schloß sich dem Kleinkaliberverband an.
Am 31. Januar 1927 fand in der Turnhalle ein Maskiertes Tanzkränzchen" statt, das sich eines außerordentlichen regen Besuches
erfreute. Im gleichen Jahr starb der langjährige Schükommissar Franz Xaver Eid. Er hinterließ im Vereinsgeschehen eine kaum zu schleißende Lücke.
1928 richtete der Kgl. priv. Schützenverein zusammen mit dem neu gegründeten Schützenverein Eichenlaub Viechtach vom 11. bis 15. August
ein Volksfest-Feuer- und Zimmerstutzenschießen aus. Bei dem stattfindenden Festzug waren die Schützen mit einem Festwagen vertreten.
Vor diesem Schießen war die Schießstätte einer gründlichen Renovierung unterzogen worden. Innen- und Außenverputz wurden
vorgenommen unui eine elektrische Licht- und Klingelanlage installiert. Auf Kosten der Eichenlaubschützen erstand neben der Feuerstutzenanlage ein Zimmerstutzenstand.
Von 1929 bis 1931 verhandelten Eichenlaubschützen und Kgl. priv. Schützenverein über einen Zusammenschluß. Die Verhandlungen scheiterten aber immer wieder an der Lokalfrage.
1931 besuchte seine Kgl. Hoheit Kronprinz Rupprecht von Bayern den Markt Viechtach, wobei die Schützen an den Empfangsfeierlichkeiten maßgeblich beteiligt waren. Zum Dank dafür stiftete Prinz Alfons zum Festschießen eine Ehrengabe.
1933 haben die Nationalsozialisten nach ihrer Machtübernahme das Schützenwesen in völlig neue Bahnen gelenkt. Wehrertüchtigung war das
große Ziel. Die Zimmerstutzenschützenverbände hörten auf zu bestehen. Ein Zimmerstutzenschützengau Bayerische Ostmark wurde ins Leben
gerufen, der wiederum dem Gau Hochland mit Sitz in München unterstellt war. Vorerst änderte sich jedoch der Schießbetrieb in den einzelnen
Vereinen noch nicht. Es mußten lediglich die gewählten Vorstände dem Gausportleiter Bayer. Ostmark gemeldet und von diesem bestätigt werden.
Aus dem Krieger- und Veteranenverein Viechtach hatte sich 1926 eine Kleinkaliberschützengruppe gebildet, die sich Kleinkaliberverein
Viechtach nannte. Am 28. Januar 1936 vereinigte sich dieser Verein mit dem Kgl. priv. Schützenverein und brachte ihm einen beachtlichen
Mitgliederzuwachs.
Die priv. Schützen konnten von der Marktgemeinde Viechtach 2 Dezimale Grund aus der Köranstaltwiese erwerben. Der Erwerb sollte die
Grundlage für einen 50-Meter-Kleinkaliberstand schaffen, dessen Errichtung man schon einige Jahre anstrebte. In einem Zuschußgesuch an
die NS-Sporthilfe wurde angeführt, daß die Gliederungen der Partei wie SA, NSKK, HJ, NS-Jägerverband, Krieger- und Veteranenvereine sowie
die Ortspolizei den Schießstand ebenso benutzen könnten und ihren Bestrebungen nach Schießausbildung ihrer Mitglieder besser würden
nachkommen können. Entsprechende Bittschreiben dieser Verbände waren beigefügt. Der damalige 1. Schützenmeister August Sturm
scnrieb sich in dieser Sache die Finger wund, konnte aber keinen Erfolg verbuchen. Am 31. März 1937 erklärte er seinen Rücktritt. Eine neue
Vorstandschaft wurde gewählt, die, wie die Vereinsgeschichte aufweist, in zwei Personen einen jahrzehntelangen Bestand haben sollte:1. Schützen-
meister August Kitzinger und erst Schriftführer, dann 2. Schützenmeister und Kassier nebst Schriftführer in Personalunion Anton Baumer. Beide
behielten ihre Posten bis zum Lebensende bei.
1938 gab es auf der Schießanlage in der Friedhofstraße ein Volksfestschießen der Kgl. priv. Schützen, das laut Lokalpresseberichten neben
dem Dr. Eisenbarth-Spiel und dem Vergnügungspark nebst Bierzelt auf dem Marktplatz eine Hauptattraktion darstellte. Ein Schützenzug leitete
die Veranstaltung ein.
Nach Jahre dauernden, immer vergeblichen Anläufen erklärte sich die Vorstandschaft der Schützengesellschaft Eichenlaub unter Führung von 1.
Schützenmeister Sepp Schlosser zum Zusammenschluß mit dem Kgl. priv. Schützenverein Viechtach bereit. In einer, zu diesem Zweck anberaumten
Generalversammlung stimmten jedoch 15 Eichenlaub-Mitglieder gegen und nur 7 für den Anschluß. Das Wahlergebnis veranlaßte die
Vorstandschaft die Auflösung des Vereins zu fordern. Dem Antrag wurde stattgegeben, der Verein aufgelöst und die Ja-Stimmer in den Kgl. priv.
Schützenverein aufgenommen.
Am 27. August 1939, die politische Lage hatte sich zu einer ernsthaften Krise ausgebildet, mußte ein angesetztes Jubiläschiessen kurzfristig abgesagt
werden, da der Vereinführer Kitzinger mit sofortiger Wirkung zum Wehrdienst einberufen wurde. Der 2. Weltkrieg stand vor der Tür und sein Ausbruch konnte nicht mehr verhindert werden. Während des Krieges wurden die schiesssportlichen Aktivitäten auf ein Minimum beschränkt,
es waren ja an die 30 Mitglieder an der Front. Nur die "Alten" waren zuhause geblieben. Die von "Oben" angeordneten Winterhilfe-Opferschießen mußten durchgeführt werden, sonst blieben die Stutzen im Schrank. Die Wirtschaftsräume die Schießstätte an der Friedhofstaße konnten, da sie nicht gebraucht wurden, gegen eine jährliche Pacht von 500 RM der benachbarten Firma Linhardt u. Co. überlassen werden.

Der Wiederbeginn           

Am 23. September 1949, als das Verbot der Schützenvereine von den Alliierten wieder aufgehoben worden war, gab es für die ehemals Kgl.  priv.
Schützen kein Halten mehr. Der schon vor und auch während des Krieges als 1. Schützenmeister füngierende August Kitzinger rief alle Getreuen
zur Wiedergründung des Vereins auf. Mit 15 Gründungsmitgliedern startete man im Greinerbräu einen Miniatur-Schießbetrieb. Da alle Feuerwaffen
der Ablieferungspflicht, die die Besatzungsmacht erlassen hatte, zum Opfer gefallen waren und zum größten Teil verrostet auf dem schlammigen
Grund des Regenflusses lagen, gab es nur ein Luftgewehr und einen einzigen 10-Meter-Stand. Dessen ungeachtet nahm der Schießsport
innerhalb kürzester Zeit in Viechtach einen gewaltigen Aufschwung. Die Mitgliederzahl näherte sich bald der Hundertergrenze. Neue Gewehre
konnten angeschafft und vier neue Scheibenstände im Greinerbräusaal erstellt werden.
Das Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung sprach am 15. Dezember 1949 dem Kgi. priv. Schützenverein seinen Besitz
wieder zu, nachdem er seine Rechtsfähigkeit und Identität mit dem ursprünglichen Rechtsträger hatte nachweisen können. Die Schießstätte
erhielt in Schreinermeister Georg Niedermayer einen verläßlichen Pächter, der sich verpflichtete, bis zum Volksfest 1950 die gesamte Anlage
in ordentlichen Zustand zu versetzen. Neben dem Volksfestschießen wurden 1950/51 erstmals Vereinsmeisterschaften in A, B, C und Jugend
klasse ausgetragen.
Die folgenden Jahre sahen einen regen Schießbetrieb, der auch beim Niederbayerischen Schützenbund Beachtung fand. So hielt man die
Viechtacher Kgl. priv. Schützen für würdig, ihnen die Ausrichtung des Niederbayerischen Bundesschießens 1953 zu übertragen. Anlaß bildete
das 500jährige Bestehen des Kgl. priv. Schützenvereins Viechtach. Das Bundesschießen wurde vom 27. Juni bis 5. Juli auf dem Volksfestgelände
am Regen in einem eigens dafür errichteten Schießstand neben dem Festzeit ausgetragen. Seine Kgl. Hoheit Kronprinz Rupprecht von Bayern
hatte die Schirmherrschaft übernommen und seine Anwesenheit in Viechtach zugesagt. Die Schützen hatten in Nymphenburg bei einer
persönlichen Audienz darum gebeten. Leider ließ der Gesundheitszustand Erbprinz Albrecht an seiner Stelle in Viechtachs Mauern weilte.
Viechtach war damals Bayerns jüngste Stadt, da die Stadterhebung erst vor einem Monat stattgefunden hatte. Erbprinz Albrecht nahm neben
Bürgermeister Albert Kraus und Landrat Kauer auf einem Podium stehend einenVorbeimarsch der Schützenvereine auf dem Stadtplatz ab und tat den
ersten Schuß auf dem Schießstand. Es waren festliche Tage damals in inserer Stadt und das Feiern nahm kein Ende, als es Sepp Pürzer, einem
Viechtacher Schützen gelungen war, die Niederbayerische Königswürde für sich und seinen Verein zu erringen.
1954 erkoren die Amberger Feuerschützen den Kgl. priv. Schützenierein Viechtach zum Patenverein für ihre neue Fahne, deren Weihe am
22. Mai stattfand. Anlaß für diese Patenschaft war die traditionsreiche Verbundenheit beider Vereine, wo im 15. Jahrhundert Amberger Schützen
ils Ausbilder nach Viechtach entsandt worden waren.
Um den Namen Kgl. priv." als Zusatz beibehalten zu können, mußte der Verein nach einer neuen Bestimmung die Eintragung ins
Vereinsregister streichen lassen, die Kgl. Bayerische Schützenordnung von 1867 anerkennen und einen Schützenkommissar berufen. Der Schützenkommissar sollte Verbindungen zwischen Verein und Kommune sein und ein öffentlich angesehenes Amt bekleiden. Von diesem Zeitpunkt an fungierte immer der jeweilige Landrat als Schützenkommissar bei den Kgl. priv. Schützen Viechtachs.
Einen herben Verlust erlitt der Kgl. priv. Schützenverein Viechtach und der Schützengau durch den unvorhersehbaren tragischen Tod seines 1.Schützenmeisters August Kitzinger, der am 6. Januar 1956 seinen erhaltenen Schußverletzungen erlegen war.
Eine überwältigende Teilnahme an seiner Beerdigung von seiten der Schützen  ehrte den von echtem Schützengeist beseelten Kameraden.
Trotz des Todes seines 1. Schützenmeisters führte der Kgl. priv. Schützenverein zwei Tage später seinen alljährlichen Schützenball in der
Turnhalle durch, zu dem der Verstorbene durch seine Unterschrift auf den Einladungen noch zur Teilnahme aufgefordert hatte. Das Schützenleben
mußte weitergehen.
Die Generalversammlung des Vereins bestimmte Sepp Schlosser zum neuen 1. Schützenmeister. Sein Stellvertreter wurde Alois Peter, Kassier
Gerhard Bratek und Schriftführer Hanns Werner Rixner. Anton Baumer stellte sich wegen Krankheit nicht mehr zur Wahl. Er starb im September 1958.
Unter der Führung Schlossers ging der Verein an die Beschaffung einer neuen Fahne, da die alte schon so zerschlissen war, daß man sie der
Witterung nicht mehr aussetzen konnte. Ein von Schützenbruder Dr. Anton Baumer angefertigter Entwurf (eine Ansicht der Stadtpfarrkirche>
Viechtach von der Regenbrücke aus) bildete die Grundlage für die Gestaltung. Am 3. Mai 1959 erhielt di neue Fahne ihre kirchliche Weihe.
Der Witwe des im Vorjahr verstorbenen Schriftführers und langjährigen 2. Schützenmeisters Anton Baumer, Frau Anna Baumer wurde die Ehre der
Fahnenmutter zuteil. Mit dieser Geste zollte man der Familie Baumer, die über Generationen hinweg dem Schützenverein in persönlichem Einsatz
eng verbunden war, Tribut.
Zahnarzt Dr. Anton Baumer stand von 1960 bis 65 als 1. SchützenIieister  dem Kg!. priv. Schützenverein Viechtach vor. Während seiner
Amtszeit begannen die Planungen für ein Viechtacher Schützenhaus, von dessen Errichtung schon Schützengenerationen vorher geträumt hatten.
1960 wurde das Volksfestschießen einem Mann zu Ehren abgehalten, der nicht nur seinen 70. Geburtstag beging, sondern auch auf 30 Jahre
Schützenaktivität zurückblicken konnte: Ehrenmitglied Oberinspektor Hans Bruckner. Als hochherziger Gönner förderte er stets den
Nachwuchs des Vereins, bezahlte dessen Einlagen bei Festschießen und übernahm nicht selten die Unkosten für Fahrt, Munition und Verpflegung
weniger bemittelter Schützenbrüder. Mit Argusaugen achtete er als Kassenprüfer (er war Finanzbeamter!) auf die Buchführung und saß bis ins
Alter bei Festschießen selbst an der Kasse. Er starb 1962.
Daß Humor und Geselligkeit beim Kg!. priv. Schützenverein nicht zu kurz kamen zeigte sich wieder einmal im Fasching 1963, als die Schützen
bei einem fröhlichen Maskenball mit einem eigenen Prinzenpaar und einer dazugehörigen Prinzengarde die Teilnehmer überraschten.
Beim Volksfestzug des gleichen Jahres stellte man in verschiedenen Gruppen die 500 jährige Geschichte des Vereins dar, wobei die
Armbrustschützen des 15. Jahrhunderts genau so vertreten waren wie die Bürgerwehr der späteren Jahre.
Jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit versammelten sich die Schützen zu einer familiären Advents- und Nikolausfeier, bei der St. Nikolaus (immer
dargestellt von Dr. Baumer) in lustigen Versen die Begebenheiten des Jahres und deren Täter" an den Pranger stellte. Eine Päckchentauschaktion sorgte für Überraschung.
Im Herbst 1965 mußte der 1. Schützenmeister Dr. Baumer wegen beruflicher Überlastung sein Amt zur Verfügung stellen. An seine Stelle sprang
als Lückenbüßer, wie er selber sagte, Altschützenmeister und Gauschützenmeister Sepp Schlosser ein, der aber bereits nach einem Jahr
von Franz Greindl abgelöst wurde. Dem 1. Schützenmeister Greindl standen Karl Pfeffer als 2. Schützenmeister, Dr. Baumer als Schriftführer und Werner
Riess neben Altkassier Xaver Stoiber tatkräftig zu Seite. Über dem AlltagsSchießbetrieb, den Vereinsveranstaltungen und auswärtigen
Verpflichtungen vergaßen die Schützen nie das große Ziel, das sie immer im Auge hatten, das Schützenhaus. Im Tausch mit der Stadt Viechtach konnte der
Kgl. priv. Schützenverein für seine alte Schießstätte an der Friedhofstraße ein Grundstück etwas oberhalb erwerben, das sich als Standplatz für ein
Schützenhaus vorzüglich eignete. Nun konnte man mit der endgültigen Planung beginnen. Die Finanzierung war dank der Aktivitäten von Sepp
Schlosser, der zusammen mit Karl Pfeffer als Stadtrat alle Möglichkeiten einer Zuschußgewinnung mit bewunderungswürdiger Ausdauer zu
nutzen wußte, so gut wie gesichert. Schlosser war sogar bei den Holzbauern der Umgebung betteln gegangen um die Balken für den
Dachstuhl aufzutreiben. Die Schützen leisteten fleißig Arbeitsdienst, wovon ein Film über den Schützenhausbau im Vereinsarchiv Zeugnis gibt.
Die Handwerker unter den Schützenbrüdern verzichteten auf Bezahlung. Von der Aushebung für das Grundfest bis hin zur Eindeckung des Daches
legten die Schützen mit Hand an.
Das Eröffnungsschießen und die kirchliche Weihe des Schützenhauses wurden zu einem Fest für den Verein und den ganzen Schützengau. Am 16.
Oktober 1971 flatterten die Fahnen über dem schmucken, neuen Haus als Stadtpfarrer Johann Fersch auf dem Vorplatz die Hl. Messe zelebrierte
und anschließend die Stutzen zum Eröffnungsschießen krachten. Mit dem Viechtacher Schützenhaus hat der I{gl. priv. Schützenverein einen Ort der
Begegnung und des Sports für den ganzen Gau geschaffen und Gauschützenmeister Sepp Schlosser sich ein Denkmal gesetzt.
Das Schützenhaus stand noch nicht ein Jahr, da mußten die Schützen ihren Ehren- und Gauschützenmeister Sepp Schlosser zu Grabe tragen.
Ein Herzversagen hatte seinem Leben ein unerwartetes Ende gesetzt und das während der Durchführung des Gauschießens. An seiner Stelle wurde
wieder ein Mann aus den Reihen des Kg!. priv. Schützenvereins zum Gauschützenmeister gewählt: Karl Pfeffer.
Familienfeste wie die Silberhochzeit von Schützenmeister Franz Greindl wurden immer im Schützenkreis gefeiert. So fand vom 3. bis 5.
Oktober 1975 im Schützenhaus ein Silberhochzeitsschießen statt, das gleichzeitig ein Schützenmeisterabschied für den alten Kämpen Greindl
war. Zehn Tage später wurde er von Karl Blüml als 1. Schützenmeister abgelöst. Mit Blüml hatte man wieder einen dynamischen Mann als
Vereinsführer gewinnen können, der sich zum Ziel gesetzt hatte, dem Schützenhaus einen unterirdischen 25 -Meter-Pistolenstand anzugliedern.
Er wollte damit der Abwanderung interessierter Vereinsmitglieder nach Cham, wo ein solcher Schießstand verfügbar war, entgegenwirken.
Am 5. Januar 1978 konnte diese neue Sportanlage bereits anläßlich des 50. Geburtstagsschießens für Schriftführer Dr. Baumer seiner
Bestimmung übergeben werden. Die Erweiterung des Schießprogramms auf die Waffenarten Sportpistole, Schnellfeuerpistole und
Großkaliberfaustwaffen brachte dem Verein enormen Aufschwung durch immer mehr Mitglieder. Eine Vorderladergewehrschützengruppe unter dem
Kommando von Harry Woydeck wurde aufgestellt und mit historischen Uniformen ausgestattet. Bei festlichen Anlässen trat diese Gruppe salutschießend in der Öffentlichkeit auf.
1979 legte der Verein seine Führung noch einmal in die bewährten Hände von Franz Greindl, der sich, von längerer Krankheit genesen, trotz körperlicher Behinderung erneut zur Verfügung stellte.
1981 übertrug der Stadtrat dem Kg!. priv. Schützenverein die Durchführung des Viechtacher Frühlingsfestes. In vorbildlicher kameradschaftlicher Zusammenarbeit aller Vereinsmitglieder und deren Frauen und Männer wurde diese immense Aufgabe, beginnend beim Bierzeltaufbau über Lebensmittelverkauf und Bierausschank bis hin zur Festbürobesetzung und Gläserreinigung mit Bravour gemeistert und das Frühlingsfest
zu einem Riesenerfolg. Der noch vom Schützenhausbau herrührende Schuldenberg konnte endlich abgebaut werden.
Im Herbst 1981 löste Rechtsanwalt Theo Götze Franz Greindl an der Vereinsspitze ab. Vom 14. bis 20. Mai 1982 wurde zum 10. Todestag von
Sepp Schlosser ein großes Gedächtnisschießen abgehalten. Eine Großinvestition von 20.000.- DM für Hausrenovierungen und Anschaffung
neuer elektrischer Scheibenzuganlagen wurde notwendig und riß wieder ein großes Loch in die Vereinsfinanzen.
Mit Karl Pfeffer kam im Oktober 1983 wieder ein alter Hase" an die Spitze. Ihm zur Seite stand als 2. Schützenmeister Harry Woydeck und Theo Götze als Schriftführer. Die Kasse blieb bei Werner Riess.
Das Schützenhaus wurde im Februar 1985 um eine moderne Kegelbahn erweitert und so dem Angebot an sportlicher Betätigung für die Gäste des
Hauses eine weitere Attraktion hinzugefügt. Ein Kegelclub Viechtach wurde im Schützenhaus ansäßig.
1985 übernahm Harry Woydeck nach einstimmiger Wahl das von Karl Pfeffer freigegebene Amt des 1. Schützenmeisters. Als langjähriger
Waffenwart des Vereins und als Kommandant der Vorderladergruppe sowie Leiter der Sparte Sportpistole hatte er sich bereits große
Verdienste um den Verein erworben. Als engste Mitarbeiter konnte er sich auf Ehrenschützenmeister Franz Greindl, Kassier Werner Riess, Schriftführer
Theo Götze, Sportwart Uli Lattner, Jugendleiter Karl Pfeffer zusammen mit Hans Pürzer, Spartenleiter Sportpistole Anton Ecker und Rundenwettkampfleiter Josef Mahl jederzeit verlassen. Der Jugendarbeit wurde besonderes Augenmerk geschenkt, um die Zukunft des Vereins zu sichern. Es wurde ein Vereinsausflug mit dem Bus nach Sinsheim ins Auto- und Technikmuseum durchgeführt und der 60. Geburtstag von Karl Pfeffer sowie der Königsabend festlich begangen. Ehrenmitglied Xaver Stoiber erhielt für 60 jährige Mitgliedschaft und rege aktive Teilnahme am Vereinsleben und in der Vorstandschaft den Ehrenteller des Kgl. priv. Schützenvereins überreicht. Den 60. Geburtstag des 1.  Schützenmeisters Harry Woydeck feierte man am 1.März 1989 mit einem Ehrenabend.
Mit dem Tod von Siegfried Treimer am 2. Mai 1989 verlor der Kg!. priv. Schützenverein ein ungemein aktives und sportlich erfolgreiches Mitglied
auf dem Höhepunkt seiner Leistungsstärke. Ein heimtückisches Leiden hat seinem Leben ein vorzeitiges Ende gesetzt.
Im Mai 1991 errang erstmals in der Geschichte des Kgl. priv. Schützenvereins eine Frau die Königswürde bei den Gewehrschützen. Anna Riess
war mit 10,2 Teilern von der männlichen Konkurrenz nicht mehr zuschlagen gewesen.
Am 24. Juli 1991 und am 8. Oktober des gleichen Jahres griff der Tod mit unerbittlicher Hand noch zweimal in die Reihen des Kg!. priv. Schützen-
vereins und holte mit Franz Greindl und Karl Pfeffer die zwei verdientesten und unentbehrlichsten Mitglieder heraus. Die Lücken, die beide
Schützenbrüder hinterlassen, zu schließen wird kaum möglich sein.Vielleicht gelingt der erste Schritt dazu der neuen 1. Schützenmeisterin
Bernadette Meier, die bei der letzten Generalversamm!ung im November 1991 gewählt wurde. Harry Woydeck hatte aus gesundheitlichen Gründen
nicht mehr kandidiert. Eine Frau als Vereinsvorstand ist in der langjährigen Geschichte des Kg!. priv. Schützenvereins Viechtach ein absolutes
Novum. Als jugendliche Schützenliesel, als aktive Schützin, als Stieftocher von Ehrenschützenmeister Franz Greindl und als Schriftführerin
der letzten Monate hat sie lange und intensiv genug Schützenatmosphäre geschnuppert, um ihre zukünftigen Aufgaben meistern zu können.